Festival Rezension

Nachklänge | PATCHWORK 2021

EurythmieMiniaturenSerie 2021 PlanB
7. Mai 2021

Die EurythmieMiniaturenSerie PATCHWORK gibt es seit 2016 und es ist schön, zu sehen, wie sich die Beiträge seit den Anfängen entwickelt haben. 2020 war ein besonderes Jahr, wie vieles andere auch wurden die Performances abgesagt, aber es entstand Gleis2, welches heute ein eigenes Format für eurythmische Videokunst unter der Leitung von Hans Wagenmann ist. 2021 standen die Absagen für die öffentlichen Vorstellungen wieder ins Haus, aber wir konnten unser Vorhaben in eine Fortbildung im beruflichen Kontext umwandeln, wobei ich mich an dieser Stelle im Namen aller Teilnehmer ganz besonders bei Armin Grassert, Geschäftsführer des Arbeitszentrums Berlin der anthroposophischen Gesellschaft, bedanken möchte. Unser Hygiene-Schutzkonzept war unschlagbar! Am Sonntag, nach einer gelungenen Feedback Runde von Anemone Poland, der Leiterin des theaterforum kreuzberg und nach einer gemeinsamen Abschlussrunde gingen wir müde, aber glücklich nachhause.

Kurze Echos
an die Patchworker 2021 mit Dank von Hans Paul Fiechter

Thema: Das Mysterium des Körpers in der Zeit

Hans Wagenmann: eine dichte, akustisch stumme Bewegungsbrücke zwischen zwei poetischen Sprachufern. Meine Verbundenheit – eure Freiheit
Thomas Feyerabend: Stört mich nicht! Ich bin immer noch unterwegs zu mir
Lisa Blöchle: Der Gesang der Sirenen – Odysseus mit offenen Ohren an den Mast gebunden, während die Ruderer rudern. Mich zieht die Sehnsucht in die Ferne, aber ich bleibe bei mir, erdulde die Tragik. Laokoon.
Volker Frankfurt: Der Prophet verkündet nicht. Er deutet nur in die Richtung.
Miranda Markgraf: Wir konnten es einmal, und wir werden es wieder können. Die Gegenwart ist nichts – nur der Umschlagspunkt des Nichtmehr ins Noch-nicht.
Milena Hendel: Ich bin mit mir im Einklang. Aber ich mache was draus!
Marty Hecker und Tatjana Rudenko: Wir wollen nichts von euch. Ihr seid herzlich eingeladen in unsere Freundlichkeit.

Nachsicht

Ein wieder begehbarer Theaterraum, eine Bühne, ein Boden. Patchwork 2021 Plan B. Sieben Tänze eurythmischer Prägung. Ohne Publikum. Ohne Einigkeit, wie das Mitteilen der Tänze ist. Begehbare Gespräche, Öffnungen. Keine Einigkeit und darin die Gnade der Begegnung, der Gnade fremder Sätze. Nicht ohne Schmerz. Wer erhält Zutritt? Wer bleibt frei nichts zu erzählen und gerade darin zu sprechen. Andere sehen mit, sprechen und atmen offen aus. Dankbarkeit. Ohne Birgit Hering gäbe es diese Schritte nicht. Könnte der nächste Schritt heißen, innehalten, den Kopf, die Hand leicht zur Begrüßung neigen, während das Gegenüber, wer mag es in Jahren sein, leicht zurücktritt, den Arm hebt, ihn kreisen lässt. Ein Zuhören. Ein Insehen. Ein Mitlauschen. Schon jetzt. Wie werden wir uns in einem, zwei, in vier, in zehn Jahren armen, grüßen? Wer mag uns dabei Schutz und Tanz zusprechen, Sprachen und Klänge, die uns, aber die wir nicht verstehen und gerade darin wie zu öffnen haben. Was wird von den Bildern, den Filmen, den Gesprächen bleiben? Es braucht keine Antwort. Denn es setzt sich fort, selbst dann sollt es keine weitere Zusammenkunft, keine oder andere Stimmen des Publikums geben, die mit uns die kommenden Tage teilen werden. Wer teilt? Wer endet? Wer beginnt? Kein Unterscheiden. Wir beginnen. Wann und wo auch immer, und sei es jeder Einzelne in seinem Probenraum. Lasst uns beim nächsten Mal zum Beginn oder Ende einen großen Tisch auf die Bühne stellen und miteinander essen. Lasst uns für die Figuren, Stimmen unserer Stücke ebenfalls Stühle und Gedecke aufstellen. Ob sie dazukommen mögen? Allein waren wir schon jetzt mit uns nicht.

11.5.2021, zwischen Stendal und Bielefeld. Im Zug. Außen ist Landschaft und Innen; mit dem Entschluss keine weiteren Korrekturen anzubringen. Hans Wagenmann

Ein Statement von Ernst Reepmaker, Quo Vadis Eurythmie Impresariat

„… am Sonntagvormittag, 9. Mai wurde das Treffen abgerundet durch Anemone Poland, Leiterin des theaterforum kreuzberg, die eine umfassende Werkbesprechung anbot.
Jede der sieben Produktionen, die gezeigt worden war, analysierte die erfahrene Regisseurin in Bezug auf die eingesetzten Kunstmittel, Gesten, Sprachen, Idiome, Ausdruck der Choreografie, Gestaltung der Figur, Schaffung von Bewegungseindrücken.
Anemone entfaltete in ihrer Betrachtung eine Blüte nach der anderen, indem sie jede Produktion ganz sachlich nach den eingesetzten Mitteln abtastete. Es war äußerst präzise und hilfreich, indem sie so eine Purifizierung der Wirkung, der Aussage und der Stimmung ermöglichte.
Es würde sich lohnen, wenn Anemone ihr Feedback verschriftlichen- und der Szene zu Verfügung stellen würde bzw. wenn die Protagonist:innen selbst zusammenfassen könnten, was sie vom Feedback mitgenommen haben.
Danke, liebe Birgit, wieder für diese Patchwork – Ausgabe!“ Ernst Reepmaker